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Alles rund um das Passivhaus

Bau und Projektentwicklung

In Zeiten der Klimakrise setzt das Passivhaus innovative Standards beim Neubau oder der Sanierung von Gebäuden in Sachen Energieeffizienz. Um die Herausforderungen der Klimakrise zu meistern, sind gerade in der Energiewirtschaft wirksame Ansätze gefordert, den Energieverbrauch möglichst gering zu halten – deshalb wollen wir uns in diesem Beitrag dem Baukonzept Passivhaus widmen. 
Lesen Sie hier, was ein Passivhaus ist, wie es funktioniert, was es kostet, welche Vor- und Nachteile es hat und welche Förderungen es für Passivhäuser gibt. 

Was ist ein Passivhaus? 

Wer hat das Passivhaus erfunden? 

Wie funktioniert ein Passivhaus? 

Passivhaus: die Kriterien 

Was ist der U-Wert beim Passivhaus? 

Was ist eine Wärmebrücke? 

Welche Vorteile hat ein Passivhaus? 

Welche Nachteile haben Passivhäuser?  

Welche Förderungen gibt es für Passivhäuser?

 

Was ist ein Passivhaus?  

Ein Passivhaus zeichnet sich durch verschiedene Kriterien aus. Kurz gesagt soll ein Passivhaus durch seine besondere Beschaffenheit die Energiezufuhr zur Erschaffung eines angenehmen Raumklimas im Betrieb auf nahezu null reduzieren. Es soll nicht extra beheizt werden müssen, den Verlust von Wärmeenergie so weit wie möglich reduzieren und die vorhandene Energie aus Sonneneinstrahlung, Luft oder Erde optimal nutzen.  

Was bedeutet Passivhaus? Bei einem Passivhaus handelt es sich nicht unbedingt um eine eigene Bauweise, sondern um ein ausgeklügeltes System aus Wärmeisolation, Wärmegewinnung und Belüftung. Auch konventionelle Bauten oder Gebäude in Altbauweise können zu einem Passivhaus umgerüstet werden.  

Im Unterschied zu einem Niedrigenergiehaus ist ein Passivhaus noch sparsamer und kommt theoretisch ohne Energiezufuhr aus. Mit entsprechender Aufrüstung kann ein Passivhaus auch zu einem Plusenergie-Haus werden – hier wird, z. B. durch eine Solaranlage, mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird. 

 

Wer hat das Passivhaus erfunden? 

Das Konzept eines Hauses, das sehr energieeffizient ist und deshalb nicht beheizt werden muss, ist nicht neu. Aber es gibt auch keinen alleinigen Erfinder, dem man diese Art des Hauses zuschreiben kann. Erste Ansätze gab es in der polaren Schifffahrt des 19. Jahrhunderts, wo man extrem gute Dämmung und Umluft zur Erzeugung eines angenehmen Raumklimas benutzt hat. Der nächste Schritt – die Nutzung für den Wohnbau – erfolgte in den 1970er- und 80er-Jahren im skandinavischen Raum, wo man die Dichte der Gebäudehüllen massiv weiterentwickelt hat. Ein sehr wichtiger Punkt ist dabei natürlich die Qualität der Fenster – diese sind mit besonders dichten Rahmen und einer Dreifachverglasung ausgestattet.  

 

Wie funktioniert ein Passivhaus? 

Das Prinzip eines Passivhauses ist einfach erklärt: Der Innenraum ist maximal luftdicht und optimal von der Umgebung isoliert, sodass die warme Luft nicht direkt entweichen kann und auch keine Wärme über die Wände nach außen abgegeben wird. Entscheidend ist also die Qualität der Gebäudehülle.  
Die Wärme, die es braucht, um den Innenraum auf eine angenehme Temperatur zu bringen, kommt aus verschiedenen Quellen: Körperwärme, Haushaltsgeräte, Beleuchtung, aber auch von Sonneneinstrahlung oder aus dem Erdinneren. 
So weit, so einfach. Als Lebewesen brauchen wir jedoch auch immer sauerstoffreiche Frischluft. Deshalb wird bei einem Passivhaus auch immer dafür gesorgt, dass es einen ausreichenden Luftaustausch gibt, ohne dass mit der „Entsorgung“ der durchgeatmeten Luft die Wärme verloren geht.  

Dafür wird oft das Prinzip der Wärmerückgewinnung verwendet – die Luft aus dem Inneren gibt ihre Wärme (durch einen Wärmetauscher) an die frische Luft, die von außen kommt, ab. Gerne wird diese Erwärmung der Frischluft auch durch einen Erdwärmetauscher bewerkstelligt. So bleibt die Wärmeenergie im Inneren des Passivhauses erhalten, während immer frische Atemluft zur Verfügung steht.   

Passivhaus: die Kriterien  

Um als Passivhaus zu gelten, muss ein Gebäude bestimmte, strenge Kriterien erfüllen: 

  • Energiekennwert: Gesamter Primärenergiebedarf von maximal 120 kWh pro Quadratmeter pro Jahr 

  • Heizwärmelast: diese darf maximal 15 kWh pro Quadratmeter pro Jahr betragen 

  • Dichtheit: Wenn sich die gesamte Luft bei einem Druckunterschied von 50 Pascal weniger als 0,6 Mal pro Stunde austauscht, erfüllt das Gebäude dieses Kriterium. Zur Messung der Dichtheit kommt der Blower-Door-Test zum Einsatz.   

  • Wärmedämm-Standard: Sehr gute Dämmwerte, angegeben durch den U-Wert  

  • Wärmeschutzverglasung: Die Fenster sind dreifach verglast und gewinnen mehr Energie als durch sie verloren geht.  

 

Was ist der U-Wert beim Passivhaus?  

Der U-Wert ist eine Kurzbezeichnung für den Wärmedämmwert bzw. den Wärmedurchgangskoeffizienten. Dieser Wert gibt an, wie schnell sich die Temperatur durch einen Festkörper – im Fall einer Wand auf die andere Seite – ausbreitet. Mit anderen Worten, wie schnell diese Wand die Wärme auf die andere Seite durchlässt bzw. wie gut eine Wand isolierend wirkt.   

 

Was ist eine Wärmebrücke?  

Eine Wärmebrücke ist, was die Isolation angeht, eine natürliche Schwachstelle eines Gebäudes. Typische Wärmebrücken sind Konstruktionen, die die Isolierung durchbrechen, wie Balkone, Attiken oder Fassadenanker. An diesen Stellen kommt es auch oft zu Kondenswasser bzw. Schimmelbildung. Ein Passivhaus versucht solche Wärmebrücken schon in der Planung zu vermeiden.  

 

 Welche Vorteile hat ein Passivhaus?  

  • Kosten: Für viele ist sicherlich einer der größten Vorteile, dass ein Passivhaus in seiner Errichtung bzw. Umrüstung etwas mehr kostet, dafür aber im Betrieb so gut wie keine Kosten verursacht. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Dreipersonen-Haushalt kann man sich Kosten von rund 1.000 Euro pro Jahr sparen. Bei steigenden Energiepreisen steigt natürlich auch das Einsparungspotenzial bei den Kosten. Passivhäuser benötigen 80-90% weniger Heizenergie als sonstige Neubauten nach modernen Standards. 

  • Raumklima: Durch die maximale Isolierung nach außen hin herrscht in einem Passivhaus in allen Räumen und das ganze Jahr hindurch dasselbe Raumklima. Es gibt keine besonders warmen oder kalten Stellen im Haus. Das ist aber auch Gewöhnungssache, weshalb dieser Punkt für das Empfinden mancher Leute auch einen Nachteil darstellt (siehe auch weiter unten).  

  • Hygiene: Durch die konstanten Temperaturen in jedem Winkel des Hauses wird auch Schimmelbildung vorgebeugt. 

  • Energieeffizienz: Passivhäuser veranschaulichen sehr gut, dass mit der Erschaffung eines optimal gedämmten Raums nur ein Minimum an Energieerzeugung notwendig ist, um den Raum angenehm warm zu halten – und diese Wärme kommt auch von Beleuchtung, Haushaltsgeräten oder von den Personen, die sich im Passivhaus befinden.  

  • Umweltfreundlichkeit: Diese Energieeffizienz bedeutet natürlich auch einen kleineren ökologischen Fußabdruck bzw. CO₂-Ausstoß. Noch dazu hat sich gezeigt, dass ein Passivhaus nicht auf besondere, weniger umweltfreundliche Materialien angewiesen ist. Auch Lehm, Holz etc. – also sehr ökologische Baumaterialien – sind sehr gut für ein Passivhaus geeignet. 

  • Platzeinsparung: Bei der Planung eines Passivhauses muss kein Platz für die Lagerung von Brennstoffen oder von größeren Heizanlagen miteinberechnet werden.  

 

Welche Nachteile haben Passivhäuser? 

  • Investitionskosten: Ein Passivhaus ist im Bau bzw. in der Sanierung teurer als ein konventionelles Haus. Im Durchschnitt sind die Kosten um 5-15% höher. Jedoch sind es Kosten, deren Investment sich nach ca. zehn Jahren wieder amortisiert haben, d. h. diese Kosten hätte man in zehn Jahren für das Heizen ausgegeben.  

  • Raumklima: Manche empfinden das immer gleichbleibende Raumklima als ungewöhnlich oder sogar als unangenehm. In der Grundfunktionsweise eines Passivhauses gibt es etwa keine Temperatur-Unterschiede zwischen Bade-, Wohn- oder Schlafzimmer. Dabei wollen es die meisten Menschen im Bad eher wärmer, im Wohnzimmer wohltemperiert und im Schlafzimmer etwas kühler. Um für solche Unterschiede zu sorgen, bedarf es extra Vorkehrungen.  

 

Welche Förderungen gibt es für Passivhäuser? 

In Österreich werden Passivhäuser auch gefördert. Welche Richtlinien hier gelten, ist vom jeweiligen Bundesland abhängig – für den Bau oder die Umrüstung auf Passivhausstandard gibt es in Wien ein anderes Förderungssystem als in Tirol. 

Grundsätzlich werden Passivhäuser aber mit 10 % der Baukosten gefördert. Diese Förderung muss innerhalb von 30 Jahren zurückgezahlt werden.  

 

Fazit 

Ein Passivhaus stellt eine innovative Möglichkeit dar, extrem sparsam und energieeffizient beim Betrieb des Hauses zu wirtschaften, da eine optimale Dichtheit, Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung die Zufuhr von Heizenergie auf ein absolutes Minimum reduzieren. Für die Umwelt und den Wohnkomfort ist ein Passivhaus also ein vielversprechendes Modell für die Zukunft. 

 

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