Was ist ein Gründerzeithaus
Wenn wir von dem eigenen Wiener Flair sprechen sind selbstverständlich oder hauptsächlich die wunderschönen Gründerzeithäuser dafür verantwortlich. Sie sind das Gesicht der Stadt. Sie wurden vor 1919 erbaut und wurden größtenteils vermietet. Sie befanden sich nahezu ausnahmslos im Privatbesitz von wohlhabenden Witwen, Bankiers und Spekulanten. Da der Wohnraum in dieser Zeit unheimlich knapp war, waren diese Häuser ein unglaublich gutes Geschäft. Vom gemeinen Wiener Zinshaus bis zum opulenten Herrenhaus – ein systematisch durchdachtes Ziegelhaus mit Holzkastenfenstern und Lehmkellern.
Gründerzeithäuser & ihr Dasein
Sie zeichnen sich durch hohe Räume, Fischgrätparkett und Stuck aus. In der Innenstadt sind die Wohneinheiten viel größer, prunkvoll und die Fassaden mit Ornamenten überladen. In der einstigen Vorstadt sind die Häuser eher verwahrlost, mit pröckelndem Putz und zugigen Fenstern. Jedoch hat das gründerzeitliche Zinshaus einen großen Vorteil lt. Frau Professor Angelika Psenner – es ist nutzungsoffen – was wiederum heißt, dass sich die hohen Räume für verschiedenste Verwendungszwecke eignen.
Das Grätzl der Gründerzeithäuser
Hier wurde seit Mitte 19. Jahrhunderts gewohnt und gearbeitet. Im Gründerzeitviertel brauchte niemand ein Auto, der Greißler, der Bäcker, der Fleischer, das Blumengeschäft und die Trafik waren fußläufig erreichbar. Hier lebt die Stadt in Ihrer Vielfalt. Das Gründerzeitgrätzl ist durch alle Schichten hin begehrt – vom Studenten bis zum Professor.
Das Gründerzeithaus in der Jetztzeit
An den Stadträndern werden große Siedlungen, wie die Seestadt oder das Sonnwendviertel gebaut. Aber die Stadt wächst auch im Inneren. Der Wiener Altbau ist sehr beliebt. Der Investmentboom geht auch am Zinshaus nicht spurlos vorüber. Da Altbaumieten in Österreich gedeckelt sind liegt das große Geld im Verkauf von sanierten Altbauwohnungen. Innovative technische Lösungen werden für den Umbau bzw. Ausbau herangezogen.
Aufgrund des Energieausweis-Vorlage-Gesetzes gibt es keine Ausnahme für historische oder denkmalgeschützte Gebäude. Um dies zu erreichen, müssen verschiedene Sanierungsmöglichkeiten angewendet werden, z.B. hochwertige Gebäudehüllensanierung, Innendämmung bei einer denkmalgeschützten Fassade, denkmalschutzgerechte Sanierung von historischen Kastenfenstern mit Passivhaus-Elementen usw.
Mit der umfassenden Modernisierung und Sanierung von Gründerzeitgebäuden wird qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen. Der Ausbau eines Dachgeschosses stellt keine Sanierungsmaßnahme dar, oftmals werden aber Sanierungsmaßnahmen im Bestand zeitgleich mit einem Dachgeschoßausbau wahrgenommen. Die einzelnen Wohneinheiten werden parifiziert und somit wird das Haus stückweise verkauft. Die Dachböden werden in Luxuswohnungen mit Blick über die Stadt ausgebaut und ebenfalls um viel Geld an den Mann gebracht.
Die Gründerzeithäuser geben der Stadt den Charme und die Atmosphäre, aus diesem Grund ist es wichtig, diese zu sanieren, zu renovieren und zu erhalten.